14. Februar 2012
Verständigungshilfe für den Stationsalltag
Als Hilfestellung für türkische Patienten bietet das EvK Witten ein Sprach- und Integrationsbuch an
Für Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund, die Sprach- und Verständnisprobleme haben, kann ein Krankenhausaufenthalt mitunter sehr belastend sein. Deshalb bietet das Evangelische Krankenhaus Witten türkischstämmigen Patientinnen und Patienten ab sofort eine besondere Hilfestellung an: Ethem Yilmaz, Dolmetscher, Übersetzer und Sprachlehrer aus Bochum, hat ein Sprach- und Integrationsbuch mit dem Schwerpunktthema Gesundheit verfasst, das türkischen Bürgern die Chance bietet, sich Ärzten und Pflegepersonal verständlich zu machen und gesundheitliche Probleme zu artikulieren. Die Mediziner wiederum können das Buch nutzen, um den Patienten die wichtigsten Diagnosen und nächsten Behandlungsschritte in ihrer Sprache zu erläutern.
„Wir sehen unsere gesellschaftliche Verantwortung darin, Menschen auf Ihrem Lebensweg zu begleiten. Das geht für uns weit über das rein Medizinische hinaus“, erklärte Heinz-Werner Bitter, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Witten, bei der Vorstellung des türkisch-deutschen Sprachbuchs. „Als konfessionelles Haus möchten wir einen Beitrag leisten zur gesellschaftlichen Integration.“ Das Buch wird im Evangelischen Krankenhaus Witten an der Patientenaufnahme, auf den Stationen und in der Bücherei ausliegen.
Rund 15 Prozent der Patienten am Evangelischen Krankenhaus Witten sind türkischstämmig. Etwa die Hälfte von ihnen ist nicht in der Lage, ihre gesundheitlichen Probleme auf Deutsch auszudrücken. Das führt in Einzelfällen dazu, dass die Patienten sich nicht trauen, bei Schmerzen, Übelkeit oder anderen Bedürfnissen einen Arzt oder eine Pflegekraft anzusprechen.
Die besonderen Bedürfnisse türkischer Patienten berücksichtigt das Evangelische Krankenhaus bereits seit vielen Jahren. Jeden Tag bietet die Küche mindestens ein Gericht ohne Schweinefleisch, das auf dem Speiseplan besonders gekennzeichnet ist, sowie ein vegetarisches Menü an. Zum Frühstück und Abendessen wird auch Wurst ohne Schweinefleisch serviert. In der Pflege erstellt eine Arbeitsgruppe Pflegestandards zur Versorgung muslimischer Patienten. Dabei wird festgelegt, welche besonderen Aspekte, etwa beim Thema Scham oder beim Umgang mit Sterbenden bzw. Verstorbenen, zu berücksichtigen sind. Petra Stock, Leiterin der Station 4B, spricht türkisch und kennt sich mit den Bedürfnissen türkischer Patienten sehr gut aus. Außerdem arbeiten im Haus mehrere türkischstämmige Krankenschwestern und eine Versorgungsassistentin.
Wichtige Mittlerinnen zwischen den Kulturen sind auch die beiden türkischstämmigen „Grünen Damen“ Fahriye Bolulu und Ayse Ari. Fahriye Bolulu engagiert sich bereits seit 1985 ehrenamtlich bei der Evangelischen Krankenhaushilfe (EKH) am Evangelischen Krankenhaus Witten – als erste türkischstämmige „Grüne Dame“ überhaupt. Für ihre Verdienste um die Integration und ihr langjähriges Engagement wurde sie im vergangenen Jahr von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Im Laufe ihrer langjährigen Tätigkeit hat Fahriye Bolulu auch eine kleine türkischsprachige Bibliothek mit über 100 Büchern aufgebaut.
Das Sprach- und Integrationsbuch wurde finanziert und gefördert durch das Umweltbundesamt, den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und dem Evangelischen Verbund Ruhr (EVR).