29. April 2011
Eine Chance auf Leben geschenkt
Erfolgreiche Betriebstypisierungsaktion im St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn
Ein Jahr ist es jetzt her, dass sich Christina Hibbeln im Rahmen einer Betriebstypisierungsaktion im St. Vincenz-Krankenhaus in die DKMS - Deutsche Knochenmarkspenderdatei hat aufnehmen lassen. Auf Initiative einer Mitarbeiterin, deren Enkel an Leukämie erkrankt war, hatte die Aktion am 7. April 2010 stattgefunden. 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vincenz ließen sich an diesem Tag für die DKMS registrieren.
Christina Hibbeln hatte den Termin im Arbeitstrubel fast schon wieder vergessen: "Du wolltest Dich doch noch typisieren lassen.", erinnerte eine Kollegin die 24-jährige Krankenschwester. Zum Glück: Denn es stellte sich heraus, dass Christina Hibbeln tatsächlich eine passende Stammzellenspenderin für einen an Leukämie erkrankten Patienten ist. "Als im Februar der Anruf von der DKMS kam, war ich total euphorisch.", erzählt sie. Doch zunächst musste durch einige Voruntersuchung und weitere Blutabnahmen noch sicher gestellt werden, dass das Knochenmark von Spenderin und Spendenempfänger auch wirklich kompatibel ist. Zudem wird der Spender im wahrsten Sinne auf "Herz und Nieren" geprüft und im Rahmen einer ärztlichen Voruntersuchung genau durchgecheckt.
"Als feststand, dass ich wirklich spenden darf, war ich ganz begeistert. Ein tolles Gefühl, auch wenn ich ein bisschen Angst hatte.", gibt Christina Hibbeln zu. "Aber wenn ich jemandem helfen kann, möchte ich das auch gerne tun." - schließlich hat sie auch einen Organspendeausweis. Nach der Bestätigung ihrer Entscheidung zugunsten der Spende, ging alles ganz schnell: Fünf Tage vor der Stammzellenentnahme musste sich Christina Hibbeln einen körpereigenen hormonähnlichen Stoff spritzen, der die Produktion der Stammzellen stimuliert. "Während dieser Tage ging es mir nicht so gut", erzählt sie. "Die grippeähnlichen Nebenwirkungen waren schon unangenehm. Aber ich wusste: Das ist ein gutes Zeichen. Das bedeutet, dass mein Körper Stammzellen produziert."
Über ein spezielles Verfahren wurden die Stammzellen am 30. März 2011 in der Uniklinik Münster aus dem Blut gesammelt. Dazu werden an beiden Armen venöse Zugänge gelegt. Das Blut fließt von einem Arm durch einen Zellseparator und über den zweiten Zugang in den Körper zurück. Normalerweise dauert der Vorgang drei bis vier Stunden, bei Christina Hibbeln waren es etwa sechs. Danach konnte sie nach Hause gehen. "Die Betreuung durch die DKMS und die Uniklinik Münster war super.", betont sie. "Ich hatte jederzeit einen Ansprechpartner für alle meine Fragen."
Als symbolisches Dankeschön erhält Christina Hibbeln von Ingrid Seipolt (DKMS) eine gerahmte Urkunde: "Jeder einzelne zählt" ist darauf zu lesen. "Sie sind ein Lebensretter", betont Ingrid Seipold.
Auch dem St. Vincenz-Krankenhaus spricht sie für die gelungene Betriebstypisierungsaktion ein herzliches Dankeschön aus. "Das Engagement des Hauses war toll.", betont sie. Nicht nur die Räumlichkeiten seinen zur Verfügung gestellt und die Unkostenbeiträge in Höhe von 50 Euro pro Teilnehmer vom Haus gezahlt worden, sondern darüber hinaus haben etwa zehn Mitarbeiter des Krankenhauses die Blutentnahme durchgeführt und weitere Helfer die Schreibarbeiten übernommen.
Hintergrundinfos zum Thema:
Für Menschen, die an Leukämie erkrankt sind, ist die Übertragung gesunder Stammzellen häufig die einzige Chance auf Heilung. Denn nicht immer sind Chemo- bzw. Strahlentherapie allein erfolgreich. Da nur für rund ein Drittel der Leukämie-Patienten ein geeigneter Spender innerhalb der eigenen Familie gefunden werden kann, gibt es die DKMS - Deutsche Knochenmarkspendedatei. 2,3 Millionen Menschen haben sich darin weltweit registrieren lassen und sich somit bereit erklärt, fremden Menschen Stammzellen zu spenden und zu helfen - eine Chance auf Leben zu schenken. Die Arbeit der Initiative macht sich bezahlt: Während zu Beginn im Jahr 1991 gerade einmal sieben passende Spender im Jahr vermittelt werden konnten, sind es inzwischen zwölf am Tag - leider immer noch nicht genug. Denn trotz dieser hohen Zahl kann für jeden fünften Patienten ohne passenden Familienspender kein geeigneter Fremdspender gefunden werden. Jede einzelne Neuregistrierung in der DKMS ist somit von großer Bedeutung.
Auch in Unternehmen wächst die Bereitschaft, soziales Engagement zu zeigen und Betriebstypisierungsaktionen für die DKMS ins Leben zu rufen. Die Unternehmen ermöglichen ihren Mitarbeitern im Rahmen einer solchen Aktion, sich am Arbeitsplatz als potenzieller Stammzellenspender in die DKMS aufnehmen zu lassen. Die Unternehmensaktionen sind von besonderer Bedeutung: Die Mitarbeiter machen gemeinsam für die Spende mobil, schließen sich zusammen schließen und motivieren sich gegenseitig, sich registrieren zu lassen.