12. August 2010
Das Geben und Nehmen optimieren
Bundesweites Pilotprojekt: Knappschaftskrankenhaus unterstützt die Organspende
Leben und Tod liegen nah beieinander: Das wird wohl nirgends deutlicher als beim Thema Organspende. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) warten bundesweit derzeit 12.000 Menschen auf ein neues Organ. Dieser Zahl stehen jährlich rund 3.800 Spenden gegenüber. Die Folge: Viele Menschen sterben bereits auf der Warteliste.
Um hier Abhilfe zu schaffen, hat die DSO zusammen mit der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) das Pilotprojekt der „Inhouse-Koordination“ zur Förderung der Organspende ins Leben gerufen. Daran beteiligen sich bisher 111 der insgesamt 150 Kliniken mit neurochirurgischer Intensivstation – mit dabei ist auch die Universitätsklinik Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer, die nach dem ersten Quartal positive Bilanz zieht: „Wir haben keinen potenziellen Spender übersehen“, sagt Priv.-Doz. Dr. André Gottschalk, stellvertretender Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie. Er hat seit dem Frühjahr das Amt des Inhouse-Koordinators inne.
Als solcher prüft er, ob alle Patienten, die als Organspender in Frage gekommen wären, auch als solche erkannt wurden. Die Kontrolle geschieht nachträglich anhand eines speziellen Filters, mit dem die Datenbank der im Knappschaftskrankenhaus verstorbenen Patienten durchsucht wird. Das Ergebnis dieser Qualitätskontrolle zeigt: Von elf potenziellen Fällen im 1. Quartal 2010 wäre niemand als Organspender in Frage kommen. Der Grund: Die unabdingbare Voraussetzung für eine Organspende ist der Hirntod bei erhaltenen Kreislauffunktionen, der beispielsweise durch ein Schädel-Hirn-Trauma, eine Blutung im Kopf (z.B. durch ein Aneurysma) oder eine Hirnschwellung nach einer Reanimation eintreten kann.
Hinzu tritt das das Problem, dass die meisten Menschen keinen Organspende-Ausweis besitzen und die Familie im Falle des plötzlichen Versterbens eines Angehörigen in dieser Ausnahmesituation schlichtweg mit einer Entscheidung für oder gegen die Organspende überfordert ist. Der Anästhesist rät daher: „Besser noch als jeder Ausweis ist das Gespräch mit der Familie über die eigene Einstellung zur Organspende. Wenn die Angehörigen darüber informiert sind, können sie auch im Sinne des Patienten entscheiden“.
Im den letzten Jahren hat sich die Zahl der Organspender im Knappschaftskrankenhaus durchschnittlich bei sechs im Jahr eingependelt. Angesichts ihrer 30 Intensivbetten steht die Universitätsklinik damit NRW-weit im Vergleich zu den anderen Universitätskliniken gut dar.
Diese Zahl nun durch aktive Kontrolle zu erhöhen, hat sich Priv.-Doz. Dr. Gottschalk zur Aufgabe gemacht: „Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, potenzielle Organspender zu übersehen“. Doch damit nicht genug: Als Inhouse-Koordinator trägt er dafür Sorge, seine Kollegen für das Thema zu sensibilisieren und zu schulen. „ Es ist wichtig, die Mitarbeiter insbesondere auf den Intensivstationen über die Möglichkeiten und den Nutzen der Organspende zu informieren. Da das Knappschaftskrankenhaus als Transplantationszentrum jährlich mehr als 100 Nieren und ca. 25 Pankreastransplantationen durchführt, ist der Erfolg und der Nutzen der Organspende für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Knappschaftskrankenhaus sehr gut nachvollziehbar – Wir werden aus allen Bereichen unseres Hauses unterstützt.“
Allgemeine Informationen zur Organspende
Organspende bezeichnet das zur Verfügung stellen von Organen zur Transplantation. Voraussetzung für eine Organspende ist die eindeutige Feststellung des Hirntodes. Der Hirntod des Organspenders muss gemäß dem Transplantationsgesetz von zwei dafür qualifizierten Ärzten unabhängig voneinander festgestellt werden. Sie dürfen weder an der Entnahme noch an der Übertragung der Organe des Organspenders beteiligt sein, noch der Weisung eines beteiligten Arztes unterstehen. Unter bestimmten Bedingungen ist auch eine Lebendspende von Nieren, Leber oder Knochenmark möglich. Die Lebendspende von Nieren wird auch im Knappschaftskrankenhaus 10 bis 20 Mal im Jahr durchgeführt.
Weltweit herrscht ein erheblicher Mangel an Spenderorganen, so dass sich lange Wartelisten gebildet haben. Gründe für die lange Wartezeit sind u.a. der Rückgang an tödlichen Unfällen im Straßenverkehr, aber auch die Zunahme von Erkrankungen, die nur durch eine Transplantation therapiert werden können, weil die allgemeine Lebenserwartung gestiegen ist und immer mehr Transplantationen von den Medizinern infolge des technischen Fortschritts als durchführbar angesehen werden. Transplantiert werden können: Herz, Lunge, Niere, Leber, Bauchspeicheldrüse, Darm, Blutgefäße, Gehörknöchelchen, Haut, Herzklappen, Hornhaut der Augen, Knochen- und Knorpelgewebe.