23. Oktober 2015
Borderline-Experten treffen sich auf Symposium
Wie Forschung für Fortschritte bei der Behandlung von Borderline-Störungen sorgt
Auf dem nächsten Symposium des LWL-Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Präventivmedizin im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zum Thema „Borderline-Störung“ werden am kommenden Samstag (24.10.) Experten aus Forschung und Praxis als Referierende zu Gast sein. Sie werden in verschiedenen Vorträgen den aktuellen Stand der Forschung in Deutschland vorstellen sowie moderne Behandlungsmethoden, die sich aus der fortlaufenden Forschung entwickelt haben.
„Vom Tiermodell zur Behandlung: Translationale und therapeutische Aspekte der Borderline-Persönlichkeitsstörung“ – das Motto unserer Fachtagung macht allgemein deutlich, dass medizinischer Fortschritt ohne Forschung nicht auskommt“, stellt Prof. Martin Brüne, stellv. Ärztlicher Leiter für Forschung und Lehre, fest. „Die Behandlung der Borderline-Störung war bis vor zehn Jahren noch nicht sehr erfolgversprechend. Allerdings bestehen dank der Forschung und mit Hilfe wirksamer Behandlungsmethoden gute Heilungschancen.“
Diskutiert werden Ergebnisse verschiedener Forschungseinrichtungen, aber auch die aus den eigenen Reihen, sogenannte „inhouse-Projekte“ der Forschungsabteilung Kognitive Neuropsychiatrie. Hier gehen Wissenschaftler beispielsweise Fragen nach den Zusammenhängen zwischen dem vegetativen Nervensystem und der Borderline-Störung oder nach der Empathie für Schmerz auf den Grund, untersuchen das menschliche Spiegelneuronensystem, welches für die sozial-kognitiven Fertigkeiten verantwortlich ist, oder das Erleben von Unfairness.
Dr. Andreas Ebert, Assistenzarzt im LWL-Universitätsklinikum Bochum und Vortragender, befasst sich in seiner Forschungsarbeit mit dem körpereigenen Botenstoff Oxytozin, der zum einen beim Geburtsvorgang, andererseits aber auch in der sozialen Interaktion (als Sozialhormon) eine wichtige Rolle spielt. „Überspitzt könnte man Oxytozin auch als „Vertrauensbotenstoff“ bezeichnen“, erklärt Ebert. „Wir untersuchen den Einfluss von Oxytozin auf das zwischenmenschliche Verhalten bei Patienten mit Borderline-Störung und mit Traumatisierungen sowie bei gesunden Kontrollprobanden.“
„Die Forschungsarbeit leistet mittelfristig einen wichtigen Beitrag zum Behandlungserfolg“, so Prof. Brüne. „Sie hat bereits in der Vergangenheit zu bewährten und wirksamen Therapieverfahren geführt.“
Behandlung der Borderline-Störung
Die Einschätzung, dass Patienten therapieresistent seien, ist in der Öffentlichkeit und zum Teil auch in der Fachwelt nach wie vor sehr weit verbreitet. Etwa zwei Prozent der Allgemeinbevölkerung sind von einer Borderline-Persönlichkeitsstörung betroffen. Unter den ambulanten psychiatrischen Patientinnen und Patienten sind zehn Prozent Borderline-erkrankte Frauen und Männer anzutreffen und unter den vollstationären bis zu 20 Prozent.
Eine Borderline-Störung ist schwierig zu behandeln. Die Betroffenen sind emotional instabil und leiden unter ihrer gestörten Beziehungsgestaltung. Die Störung entsteht durch das Zusammenwirken verschiedener vererbter und erworbener Faktoren wie „impulsives Temperament“ und persönliche Grenzverletzungen in der Kindheit oder Jugend, wie sexueller Missbrauch, körperliche Gewalt oder emotionale Vernachlässigung. Sie geht mit einem unsicheren und wechselnden Selbstbild, geringem Selbstwertgefühl, Stressempfindlichkeit, innerer Anspannung, heftigen Gefühlsschwankungen, Selbstverletzungen und großen Turbulenzen in Beziehungen einher. Sie ist fast immer mit großem Leidensdruck für die Betroffenen und ihre Umgebung verbunden.
Jonas Münker, Psychologischer Psychotherapeut im Behandlungsbereich „Persönlichkeitsstörungen und ADHS“ setzt auf eine spezielle störungsspezifische Behandlung mit Hilfen zur Stress-, Emotions- und Beziehungsregulation: „Wir sind von der Wirksamkeit und den Chancen einer kombinierten Psychotherapie überzeugt und möchten Menschen mit einer Borderline-Störung zu einem selbstbestimmteren Leben verhelfen.“
Bildzeile:
Im Austausch mit Borderline-Experten über wichtige Forschungs- und Behandlungsergebnisse (v.l.n.r.): Prof. Dr. Martin Brüne, stellv. Ärztlicher Leiter für Forschung und Lehre, Jonas Münker, Psychologischer Psychotherapeut im Behandlungsbereich „Persönlichkeitsstörungen und ADHS“, sowie Dr. Andreas Ebert, Assistenzarzt und Referent diskutieren am kommenden Samstag auf dem Borderline-Symposium im LWL-Universitätsklinikum Bochum. (Bildquelle: LWL)