26. Mai 2014
Studie von Deloitte sagt Bettenmangel in deutschen Krankenhäusern 2030 voraus
Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen zum Thema regionale Über- oder Unterkapazitäten in der Krankenhausversorgung hat Deloitte in Kooperation mit der Hochschule Rhein-Waal eine Studie veröffentlicht, die die Entwicklung der Behandlungsfälle sowie der Bettenauslastung prognostiziert. Die Studie solle im Ergebnis zu einer Objektivierung der aktuellen Diskussion beitragen.
Auf Basis der dargestellten Grundlagen werden folgende Entwicklungen der Krankenhauskennzahlen prognostiziert:
- Anstieg der stationären Krankenhausfälle von aktuell 19,4 Mio. Fälle auf 22 Mio. Fälle (+ 13,4 Prozent) in 2030 trotz eines prognostizierten Bevölkerungsrückgangs.
- Anstieg des Anteils der über 60-jährigen Krankenhauspatienten von aktuell 51 Prozent auf 61 Prozent in 2030.
- Anstieg der Belegungstage von aktuell 147 Mio. auf 161 Mio. (+ 9,6 Prozent) in 2030. Der vergleichsweise langsame Anstieg wird mit einem weiteren Rückgang der durchschnittlichen Verweildauer erklärt.
Die Entwicklungsprognose der Fallzahlen erfolgt zudem differenziert je nach Bundesland:
Für Nordrhein-Westfalen gehen die Wissenschaftler demnach von einem Anstieg um 11,5 Prozent in 16 Jahren aus.
Die Prognose der Fallzahlen bis 2030 erfolgt darüber hinaus getrennt nach Fachbereichen. Dabei ergeben sich einige Abweichungen zu den jetzigen Planungsvorgaben des NRW-Krankenhausplans.
Absolut gesehen werde der Fallzahlanstieg in diesem Zeitraum bei der Inneren Medizin mit zusätzlichen 1,38 Mio. Fällen am größten ausfallen.
Auf Basis dieser Prognosekennzahlen werden folgenden Aussagen für die Entwicklung der zukünftig benötigten Versorgungsstrukturen getroffen:
- Bei der Ermittlung der erforderlichen Bettenkapazitäten wird eine Soll-Auslastung von 85 % unterstellt. Für 2014 zeigen sich regionale bzw. fachspezifische Überkapazitäten. Bundesweit seien demnach insgesamt Überkapazitäten in Höhe von 5,5 % vorhanden.
- Aufgrund des prognostizierten Fallzahlanstiegs werde bereits 2025 ein Unterangebot der Versorgungskapazitäten von 1,4 % bestehen, 2030 von 3,7 % gegenüber der heutigen Ausgangssituation. Inwieweit dieser Kapazitätsaufbau in Form von Betten erfolgen muss, hänge maßgeblich von der Entwicklung der Versorgungsstrukturen ab (Ambulantisierung, med.-tech. Fortschritt, innovative Versorgungsmodelle etc.).
- Eine Betrachtung der regionalen Unterschiede zeige, dass die Versorgungssituationen in einigen Bundesländern bereits früher kippen könnten.
- Schon heute wiesen die Bundesländer Brandenburg, Hessen, Hamburg und Saarland eine zu niedrige Bettenkapazität auf.
- 2030 werden die Fachabteilungen Innere Medizin, Neurologie und Urologie über der Soll-Auslastung liegen.
Die KGNW hat bereits mehrfach angemerkt, dass ein Bettenabbau mit Augenmaß erfolgen muss. Eine Kapazitätsreduzierung in weiten Teilen der somatischen Fachdisziplinen sollte vermieden werden und nicht heute Kapazitäten reduziert werden, die morgen wieder benötigt werden könnten.
Die vollständige Studie wird auf Anfrage von Deloitte (Frau Hasebrink, chasebrink@deloitte.de) zur Verfügung gestellt.